Ich werde immer wieder auf bestimmte Aspekte des Aufgusses, meine Überlegungen dahinter, Techniken oder Konzepte angesprochen. Die häufigsten Fragen versuche ich hier ausführlich und strukturiert zu beantworten.
Ich verwende ausschließlich 100% naturreine ätherische Öle.
Die kompromisslose Qualität der Aromen, die ich für meine Aufgüsse verwende, ist mir sehr wichtig: wir freuen uns alle über ein außergewöhnliches Dufterlebnis, wollen aber gleichzeitig keine chemisch synthetisierten Stoffe, sondern nur reine Natur einatmen. In den ätherischen Ölen ist zu 100% nur das enthalten, was aus der Pflanze durch Wasserdampfdestilation, Kaltpressung oder Kohlendioxyd-Extraktion gewonnen werden kann. Es gibt keine zusätzlichen Träger- oder Konservierungsstoffe oder andere Zugaben. Für mich ist das ein zentraler Gesundheitsaspekt und ich finde, der Unterschied zu sog. Aufgusskonzentraten oder Saunamitteln ist sehr deutlich.
Ein Schuss Pflanzenwasser zur Einstimmung oder Abrundung.
Hydrolate, von Griechisch Hydro (Wasser) und Latein Latum (getragen), sind Pflanzen- oder Blütenwässer, die bei der Wasserdampfdestilation von ätherischen Ölen als Nebenprodukt entstehen. Sie enthalten die wasserlöslichen Bestandteile der Pflanze und ein bisschen des ätherischen Öls in Suspension. Dadurch sind sie viel sanfter und weit aus weniger intensiv als ätherische Öle selbst. Ich verwende Hydrolate gerne als Einleitung oder Abschluss eines Aufgusses, um auf die folgenden Öle einzustimmen bzw. am Ende noch kurz einen neuen Duft zu präsentieren, der die Komposition abrundet.
Ätherische Öle verdampfen, nicht verbrennen.
Um die ätherischen Öle in der Sauna so zu verdampfen, dass sie uns wunderbare Dufterlebnisse bescheren, ist es essentiell diese nicht zu großer Hitze auszusetzen, da sie sonst verbrennen würden. Daher gebe ich die Öle weder direkt auf die heißen Steine, noch mische ich sie mit Wasser - ätherische Öle sind nicht wasserlöslich, es würde sich eine Ölschicht auf dem Wasser in der Kelle oder im Kübel bilden und die Öle träfen beim Aufgießen wieder direkt auf die Steine. Die Lösung dafür sind Eisbälle, auf die die Öle geträufelt werden und die ich dann auf den Saunaofen lege. Das Eis schmilzt, wird zu Wasserdampf und nimmt dabei die Öle mit in den Raum.
Ätherische Öle ohne Crushed Ice aufgießen.
Leider gibt es nicht in jeder Sauna einen Eisbrunnen, der Crushed Ice für meine Eisbälle erzeugt. Eine sehr probate und professionelle Alternative dazu sind Sauna-Aromakugeln - meine sind von RBM Wellness. Die Kugeln bestehen aus einem Edelstahlgitter und sind mit Blähton gefüllt. Vor dem Aufguss feuchte ich den Blähton an, sodass er keine weitere Flüssigkeit mehr aufnehmen kann, dann tropfe ich, wie bei denE Eisbällen, die Öle auf die Kugeln. Beim Aufguss setze ich dann die Kugeln auf die Steine des Ofens und gieße runderhum mit Wasser auf. Der entstehende Wasserdampf nimmt die ätherischen Öle mit in den Raum. Da die Öle nie direkt auf die Steine treffen besthet auch bei dieser Technik keine Gefahr die Öle zu verbrennen. Nach dem Aufguss wasche ich die Kugeln kurz ab, damit sind sie bereit für die nächste Runde.
Nur reines warmes Wasser für meinen Aufguss.
Es mag bizarr erscheinen, aber ich habe meinen eigenen Aufgusskübel. Warum? Für die 100% naturreinen ätherischen Öle und Hydrolate ist es mir sehr wichtig, auch ausschließlich warmes Wasser für meine Aufgüsse zu verwenden. Ich bin, wie wir alle, Gast der Sauna und die Standard-Kübel werden auch von Anderen benutzt. Ich finde diese dann oft noch halbvoll mit in Wasser gelösten synthetischen Aufgusskonzentraten vor und gerade die Kübel mit einem Plastikmantel innen lassen sich nur sehr schwer bis gar nicht vollständig ausspülen. Nachdem wir alle den Wasserdampf des Aufgusswassers mit einatmen, war mein eigener Kübel aus beschichtetem Aluminium die einzig logische Konsequenz für mich - in den kommt nichts anderes als reines Wasser.
Wasserdampf verteilen - das Auge schwitzt mit.
Natürlich muss der Wasserdampf beim Aufguss auch entsprechend verteilt werden. Das macht man üblicherweise mit einem Fächer, einer Fahne oder einem Wedeltuch, wobei letzteeres die hohe Kunst darstellt. Nach dem Motto "Das Auge schwitzt mit" und auch um die Bewegungen mit Technik, nicht mit Kraft auszuführen, bilde ich mich immer wieder in Kursen, die ich bei internationalen und nationalen Meisterinnen und Meistern besuche, fort. Das spezielle Wedeltuch, das ich verwende, ist übrigens gefaltet und mit einer Griffkante vernäht - zwischen den beiden Stoffebenen entsteht eine Luftschicht, die das Tuch elegant gleiten lässt, womit ich ohne Kraftaufwand viel Luft zu den Saunagästen bringe.
Baumwolle gut , Badetextilien aus synthetischen Stoffen nicht.
In der öffentlichen Sauna nackt zu sein ist eine im deutschsprachigen Raum übliche Gepflogenheit. Natürlich darf sich jede und jeder in Handtücher einwickeln so viel sie oder er will. Was aber tunlichs vermieden werden sollte sind Badetextilien wie Badehosen, Schwimmanzüge oder Bikinis. Diese Textilien sind nicht für die Temperaturen ausgelegt, die in einer Sauna herrschen und sondern im Aufguss Stoffe ab, die die Trägerin oder die der Träger nicht auf ihrer oder seiner Haut haben möchte und auch sonst niemand einatmen will. Badebekleidung hat in einer Sauna nichts verloren. Meine Empfehlung sind Baumwollhandtücher oder Hamam-Tücher. Von Kunstfasern rate ich ab.
Laurin, wieso bist Du ganz in schwarz?
Ich gieße in einem schwarzen T-Shirt aus Baumwolle, einer schwarzen sog. Haremshose, ebenfalls aus Baumwolle, und Espadrilles aus Leinen auf. Einerseits schützen mich die Textilien ein bisschen vor dem Wasserdampf, d.h. mir wird weniger schnell heiß als den Gästen und andererseits - und das ist der Hauptgrund - sorgen diese dafür, dass kein Schweiß oder an meiner Haut gesammelter Wasserdampf im Publikum landet, wenn ich mit dem Handtuch oder Fächer die Luft verwedle. Für mich ist das eine Frage des Respekts allen Gästen gegenüber.
Alle ruhig? Unterhaltungen? Aufguss mit Musik?
Ob Stille oder Gespräche während des Aufgusses entscheidet für mich das Publikum. Es gibt Aufgüsse, bei denen spricht niemand und dann bleibt es auch still. Wenn aber schon vor Beginn meines Aufgusses angeregt gesprochen wird, will ich das auch nicht unterbrechen - die Sauna ist für mich ein sozialer Ort und ganz im Sinne der Finnischen Tradition werde ich niemanden bitten still zu sein so lange sich die Gesprächslautstärke in Grenzen hält und sich niemand anderer gestört fühlt. Bei meinen Themenaufgüssen verwende ich auch gerne Musik, die gemeinsam mit den Aromen zu einem multisensorialen Erlebnis beiträgt - bei Aufgüssen mit Musik bevorzuge ich es, wenn sich Gespräche in Grenzen halten.